Cyrano de Bergerac – Mondstaaten und Sonnenreiche

Nur selten wird Cyrano noch als historische Person und nicht als die Romanfigur von Edmond Rostand begriffen. Der „Dichter mit der langen Nase“ wurde Ende des neunzehnten Jahrhunderts zur Kultfigur und machte leider oft vergessen, wie interessant der eigentliche Mensch gewesen sein muss. 

1619 in Paris geboren ist Hector Savinien de Cyrano Spross einer dank Monität in den Adelstand erhobenen Kaufmannsfamilie. Er erhält die bestmögliche Bildung der Zeit und schließt sich nach Verarmen der Familie einem Regiment von Gascognern an und wird daher heute oft zu Unrecht als solcher bezeichnet. Er erwirbt sich einen Ruf als hervorragender Fechter vor allem aber als Poet und Literat. Gerade ein Streit um ein heliozentrisches Weltbild konnte wohl (achtung: Legende) damit enden von Cyrano erstochen zu werden. Auf Grund seiner revolutionären und vor allem wissenschaftlich revolutionären Gesinnung wurde er immer wieder verfolgt und zum Teil inhaftiert. 1654 starb er nach einem schweren Unfall zu Pferde, um den sich die Legende rankt ein Mordanschlag gewesen zu sein. 

Die Romane

Tatsächlich verdanken wir Cyrano zwei ganz bedeutende Werke, die nicht zu Unrecht immer wieder als die ersten science-fiction-Romane überhaupt bezeichnet werden. 1657 erschien „Die andere Welt, oder die Staaten und Reiche des Mondes“ und 1662 „Die Staaten und Reiche der Sonne“. Beide erschienen post mortem, die „Sonnenreiche“ erschienen nur noch als Fragment. Heute werden sie im Normalfall in einem Band veröffentlicht, da auch „Die Staaten und Reiche der Sonne“ die Handlung des ersten Romans direkt fortführt.  

Was macht diese Werke so besonders?

Cyrano ersinnt wirklich erstaunliche und gerade für die Zeit bahnbrechende Ideen, wie sein Held zum Mond und später zur Sonne gelangen könne. Er ist dabei am absoluten „state of the art“ der damaligen Wissenschaft. So war er ein bekennender Verehrer von Kopernikus, Kepler und vor allem Galilei.   

Dies wird verbunden mit philosophisch spannenden Fragen. Das Hauptthema des ersten Bandes ist der Beweis der Menschlichkeit. Als der Held auf dem Mond angelangt ist, wird er damit konfrontiert, sich der Mondgesellschaft erst als Mensch beweisen zu müssen. Was macht das Menschentum eigentlich aus? 

Im zweiten Band geht er einen Schritt weiter und proklamiert das „Verbrechen der Menschlichkeit“. Der Held wird auf der Sonne angeklat ein Mensch zu sein. Hier kommen Cyranos eigene Erfahrung mit der Menschheit und seine Erlebnisse im 30 jährigen Krieg zum tragen. So hat man das Gefühl seine Abrechnung mit dem gesamten Menschengeschlecht zu lesen, die ihn zum Ende seines Lebens begleitet haben muss. Auch die Darstellung der Mond- und Sonnenbewohner ist bemerkenswert. 

Meine Ausgabe

Ich habe eine Taschenbuchausgabe aus der „Bibliothek der Science Fiction Literatur“ des Heyne-Verlags. Ich mag diese Reihe sehr, leider gibt es meines Wissens nach keine aktuell aufgelegte Ausgabe der Romane und auch keine e-book-Version, man ist also auf antiquarische Ausgaben angewiesen. 

Das Fazit

Am Ende sind dies die Dinge auf die science-fiction heute noch aufbaut. Gerade die Kombination von Technik und Philosophie macht beispielsweise Star Trek so interessant. So lohnt es sich für einen Fan des science-fiction-Genres einen Blick auf die Werke dieses ganz frühen Meisters zu werfen. Schade ist nur, dass die letzte Übersetzung ins Deutsche aus dem Jahr 1913 stammt und zum Teil etwas sperrig zu lesen ist. 

Für jeden Fan von philosophischen Werken ist das Werk eine Leseempfehlung. Auch Fans historischer Romane kommen auf ihre Kosten.  Cyrano schafft es aber auch einen ganz frühen „sense of wonder“ zu kreieren, nur harte science-fiction-Erwartungen bleiben hier unerfüllt.     

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