Florian liest: Auf der Mauer, auf der Lauer von Axel Rosenbaum

… sitzt ’ne kleine Wanze.

So beginnt ein recht bekanntes Kinderlied, zumindest singen meine zwei Mädchen diese Zeilen immer noch sehr gern und immer wieder. Im gleichnamigen Thriller des Autors Axel Rosenbaum ist der Anlass für das Singen dieses Liedes jedoch weitaus weniger harmlos.

In Köln verschwinden Menschen mit eindeutig rechtsradikalem Hintergrund. Wenig später werden mehrere Hakenkreuze aus Blutwurst, die in der Stadt liebevoll “Flönz” genannt wird, zusammen mit einer Zeile eben jenes Kinderliedes gefunden. Das ist eine Aufgabe für die beiden erfahrenen Ermittler, Kriminalkommissar Raimond Schubert und seinen Kollegen Enzo Conti.  

Schubert wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, mit seinem Machogehabe und seinem Faible für Oldtimer, mir schien er auch an Schimanski aus dem Tatort angelehnt zu sein. Sein Partner Conti ist Italiener und genauso wird er auch dargestellt: Familie geht ihm über alles, er liebt gutes Essen und ebenso guten Wein, oft wirkt er sehr hektisch und aufbrausend, allerdings auf eine charmante Art. Beide Figuren entwickelten sich im Laufe der Lektüre weiter und es war spannend, den Weg der beiden Kommissare zu verfolgen. 

Der Autor entführt den Leser hier in drei parallelen Erzählsträngen in die Abgründe der Neuen Rechten, in das Seelenleben des schwer traumatisierten Mittzwanzigers Ronny und eben in die Ermittlung. In den ersten beiden Strängen geht es teilweise sehr blutig zu, die Planung von Hassverbrechen und die Ausführung von Morden werden sehr detailliert beschrieben. Das ist eventuell nicht für jeden etwas, so wird in allen Einzelheiten beschrieben, wie Menschen entführt, ausgeblutet und verarbeitet werden, um dann als Blutwurst verfüttert zu werden.


Während man das Motiv “Serienmörder mit schwerer Psychose” aus diversen Filmen, Serien und Büchern kennt, war für mich persönlich der Handlungsbogen um die rechtsradikale Untergrundorganisation sehr beklemmend erzählt und der städtische Handlungsort gut greifbar. Dieser Erzählstrang wirkte auf mich beängstigend real und verstörend, was es nicht einfacher machte, mich von meinem digitalen Lesegerät zu lösen. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen der letzten Jahre hat mir das Buch auch etwas Kopfzerbrechen bereitet und auch eine oder zwei Nächte beschert, in denen ich mehr gegrübelt als geschlafen habe. 

Das Buch ist von der ersten Seite an fesselnd erzählt, die Geschichte ist packend und auch so manche Wendung ist alles andere als vorhersehbar. Alles in allem war das Buch für mich ein echter Pageturner.

Ich hoffe, Axel Rosenbaum veröffentlicht weitere Thriller um das Duo Schubert-Conti, denn ich würde gern die weitere Entwicklung der Kommissare verfolgen. Ebenso möchte ich gerne weitere Einblicke in die Stadt am Rhein erhalten, die in unseren Breitengraden doch meist nur für den Karneval und den ansässigen Fußballverein bekannt ist. 

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