Who the fuck is Thora da Zoltral?

Thora. Ein Name, bei dem nahezu jeder Leser der Raketenheftreihe Perry Rhodan sofort an alte Zeiten denkt: Thora da Zoltral, die stolze Arkonidin edlen Blutes und Perrys erste Frau.

Als unser aller Held Rhodan in Unternehmen Stardust auf dem Mond landete und dort die notgelandeten Arkoniden entdeckte, gab es zwei Figuren, die dem Leser zur besseren Identifikation mit dieser menschenähnlichen Spezies gegeben wurden: Crest, der alte, weise Wissenschaftler sowie Thora, die arrogante, harte Kommandantin des außerirdischen Raumschiffs.

Natürlich musste diese Thora in ihrem Job als Kommandantin knallhart sein. 1961 erschienen die ersten Hefte der Reihe und zu dieser Zeit war das Bild der Frau allgemein und besonders bei Perry Rhodan eher vom Heimchen am Herd geprägt. So aber gab uns der Autor K.H. Scheer eine Figur, die beeindrucken konnte, die vor Arroganz und Herablassung nur so triefte und selbstverständlich überirdisch (5 Euro an die Wortwitzkasse) schön war.

Für 1961 war das sehr progressiv. Und natürlich ging das so gar nicht. So wurde aus Thora, der coolen Arkonidin, im Laufe der nächsten Hefte ziemlich schnell eine zwar immer noch sehr schöne, ansonsten aber höchstens hysterisch kreischende Zicke mit dem Denkvermögen eines Regenwurms. Naja, nicht ganz so arg, den Regenwurmpart erledigte ja schon Reginald Bull hervorragend.

Ab hier ist jetzt ein wenig Hintergrundwissen gefragt. Wie konnte aus dieser coolen Figur eine typische Frau der 1960er werden? Ganz einfach und doch fast unglaublich: Perry Rhodan war als Heftserie für den breiten Lesermarkt gedacht. Dieser war überwiegend männlich und dank des Schwerpunktes auf Agenten- und Militärabenteuern auch überwiegend jung und eher durchschnittlich gebildet. Eine weibliche Figur, die dem männlichen Helden gleichwertig und teilweise überlegen war? Ging gar nicht. So mutierte Thora schnell zum laufenden Klischee, heute würde man sagen zur Scream-Queen.

Insgesamt gönnte man ihr nach ihrem ersten Auftritt nur noch wenige Erwähnungen in Nebensätzen, wo sie sich vor allem in unlogischen, emotionalen Ausbrüchen erging. Ein etwas ausgedehnteres Abenteuer auf der Venus brachte uns Lesern noch einmal einen Hauch der ursprünglichen Thora zurück, bevor sie endgültig zur Stichwortgeberin für den Helden wurde und als Name ohne Profil vor sich hinvegetieren durfte.

So kam es dann etwa anderthalb Jahre nach dem Start der Reihe auch so, wie es kommen musste – Thora da Zoltral, inzwischen mit eben jenem Perry verheiratet und Mutter seines Sohnes, musste sterben. Und dafür gönnte man ihr dann doch noch einmal ein Heft, in dem sie ein wenig von der Thora zeigen durfte, die uns in Unternehmen Stardust schon begeistert hatte.

K.H. Scheer hatte Thora eigentlich bewusst progressiv angelegt und wollte mit gängigen Frauenklischees brechen. Er wollte modern sein und zumindest einer seiner Figuren mehr zugestehen, als das deutsche Frauenbild der 1960er erlaubte. Frauen in der Phantastik waren damals in den USA durchaus schon vertreten. Sogar als Hauptcharaktere. In dieser Hinsicht waren uns die Amerikaner um einiges voraus. 

K.H. Scheer jedoch stieß bei seinen Kollegen auf Widerstand, insbesondere bei Walter Ernsting. Und natürlich sorgte sein Vorstoß auch im Verlag für wenig Begeisterung. Man musste an die Käufer denken. Man konnte nicht einfach nach eigenem Gusto machen, was man wollte. Literarische Träume mussten eben Träume bleiben und starke Frauen durfte es nicht geben. Immerhin konnte Scheer seiner Thora noch einen ordentlichen Abgang gewähren, auch wenn das Heft Thoras Opfergang von Kurt Brand verfasst wurde.

Warum hat, bei all den negativen Entwicklungen, Thora dann bei Lesern einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen und wird bis heute häufig als die einzige, echte Liebe Rhodans bezeichnet? Es war ihr Auftritt in Heft 1, der uns gepackt hat. Er hat uns gezeigt, was möglich war mit so einer Figur, und ein nie eingelöstes Versprechen auf eine starke Frau an der Seite des Helden gegeben. 

Dieses Versprechen wurde übrigens in der Reboot-Serie Perry Rhodan NEO doch noch erfüllt: Dort lebt Thora weiter an der Seite ihres Mannes Rhodan. 

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7 Kommentare

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Ja, wirklich mehr als Stichwortgeber waren Perrys Frauen eigentlich erst ab Mondra Diamond. Vorher, selbst Gesil, gab es ein paar coole Auftritte und danach nur noch Nebensatzdasein.

Wie ich schon wo anders geschrieben habe.
Und seien wir ehrlich. Die Autoren konnten immer alles. Sie konnten aber nie – Frau. Das war für die Autoren ein Wesen aus der 7. Dimension.

Gibt es für die Behauptung, dass Scheer in Sachen Frauen nicht so durfte, wie er wollte, handfeste Belege oder ist das eine Vermutung?

Diverse Gespräche mit Scheer auf Cons, zwischen den Zeilen in seinem Beitrag zum Werkstattband, Manche Äusserung auf der LKS… da gab es so manche Grundlagen

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